26 Feb Brücke zwischen den Kulturen
Brücke zwischen den Kulturen
Lampertheim
GESELLSCHAFT FOWZIA ABUKAR DIE ACHTE INTEGRATIONSLOTSIN IN LAMPERTHEIM
Von links: Bürgermeister Gottfried Störmer, Integrationslotsin Fowzia Abukar, Gonca Karagöz vom Lernmobil und Silke Reis (Stadtverwaltung). © ksm
Fowzia Abukar lächelt über beide Ohren, ihre Augen strahlen freundlich. Die 34-Jährige ist stolz. Gerade hat ihr Bürgermeister Gottfried Störmer eine Urkunde und Blumen vor dem Lampertheimer Alten Rathaus überreicht. Die gebürtige Somalierin ist nun offiziell die achte Integrationslotsin in der Spargelstadt. Ihre Herkunft hört man der jungen Frau aber kaum noch an. Sie spricht nur mit wenig Akzent und grammatikalisch einwandfrei Deutsch. Dass sie mit ihren Eltern 1993 vor dem bis heute tobenden Bürgerkrieg am Horn von Afrika geflohen ist, sieht man Fowzia Abukar höchstens noch an. In langem Gewand und grünem Tuch über den Haaren scheint die Frau deutsche und somalische Traditionen für sich selbst bestens miteinander vereinen zu können.
Wie sie selbst vor über 26 Jahren als damals Achtjährige die schwierige, deutsche Sprache erlernt hat, das weiß sie nicht mehr. „Daran habe ich gar keine richtige Erinnerung mehr“, sagt sie. Doch das junge Mädchen hat sich ganz ohne Freunde im neuen Land durchgebissen. Die Integrationslotsin weiß aber auch, dass das Erlernen einer fremden Sprache nicht jedem so leicht fällt – zumal viele Menschen bei ihrer Ankunft schon älter als sie damals sind. „Die Sprache ist das größte Hindernis“, betont sie.
Der Liebe gefolgt Die erste Anlaufstation für ihre Familie war Mörlenbach im Odenwald. Nach einem Umzug nach Bonn brachte erst die Liebe Fowzia Abukar wieder in die Spargelstadt, inzwischen hat die kleine Familie mit einer fünfjährigen Tochter hier Wurzeln geschlagen. Nun will Abukar als Integrationslotsin anderen Menschen dabei helfen. Dafür bringt sie nicht nur die somalische Sprache, sondern auch ihre sozialen Fertigkeiten mit. Schließlich kann sie sich in Neuankömmlinge hineinversetzen. „Fowzia Abukar kann eine Brücke zwischen den Kulturen schlagen, eine Verbindung zwischen dem Muttersprachen-Land und unserer Gesellschaft herstellen“, freut sich auch Bürgermeister Gottfried Störmer über den Zuwachs. Oftmals erfordere die Integration ein „erhebliches Umdenken“ bei Migranten. „Gerade bei den öffentlichen Behördengängen sind Abläufe gan anders, auch bei den kulturellen Werten kann es große Unterschiede geben“, so Störmer. Die Integrationslotsen helfen beim Ausfüllen von Anträgen, begleiten Menschen zu Ämtern, bei Arztbesuchen oder zu Gesprächen mit Lehrern. Ausgebildet werden sie kreisweit vom Lernmobil in Viernheim. Dort durchlaufen sie Ganztagsseminare, absolvieren ein 20-stündiges Praktikum und eine Abschlussprüfung. 22 Lotsen hat das Lernmobil 2019 geschult. Nur wenige seien mit so viel Herzblut dabei wie Fowzia Abuka. „Sie wird eine große Bereicherung für Lampertheim sein“, sagt deshalb die zuständige Ausbilderin Gonca Karagöz.
© Südhessen Morgen, Montag, 24.02.2020