
23 Apr. Hilfe in vierzehn Sprachen
Viernheim
INTEGRATION / VEREIN LERNMOBIL BIETET TELEFONSPRECHSTUNDEN ZUR CORONA-KRISE AN / ZUSAMMENARBEIT MIT DER STADT
23. April 2020 Autoren: Florian Hartmüller, Florian Hartmüller (fhm)
Integrationslotsin Mounira Hirabe beantwortet bei den Telefonsprechstunden Fragen auf Somali.
Die Corona-Krise hat fast alle Lebensbereiche grundlegend verändert. Menschen, die nicht oder nur schlecht Deutsch sprechen, können sich aber oft nur eingeschränkt über die Gefahr durch das Virus und die damit verbundenen Verhaltens- und Hygiene-Regeln informieren. Der Verein Lernmobil hat deswegen Telefonsprechstunden eingerichtet, bei denen geschulte Integrationslotsen zu einer
Vielzahl von Themen Auskunft geben. „Manchmal geht es ganz grundlegend darum, was das Virus überhaupt ist und wie man sich davor schützen kann, aber auch Fragen zum Kurzarbeitergeld werden gestellt“, berichtet Brigitta Eckert, Geschäftsführerin des Vereins, im Gespräch mit dem „Südhessen Morgen“. Andere Anrufer wollen wissen, wie es mit den Veranstaltungen des Lernmobils weitergeht. Denn vor der Corona-Krise bot der Verein neben Integrationskursen unter anderem zehn berufsbezogene Sprachkurse an. „Die werden jetzt online fortgesetzt“, erklärt Eckert.
Normalerweise sind die 31 Integrationslotsen des Lernmobils, darunter 30 Frauen und ein Mann, regelmäßig etwa im Rathaus, bei der Baugenossenschaft oder in den Schulen vor Ort. Dort unterstützen die Helfer, die nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten, Zuwanderer zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen oder sie übersetzen bei Gesprächen. Das Projekt besteht seit 13 Jahren. Rund 2000 Menschen kommen Eckert zufolge jährlich zu den Helfern aus 17 Nationen, die insgesamt 22 Sprachen sprechen. Der persönliche Kontakt fällt jetzt jedoch komplett weg, die Beratung findet ausschließlich per Telefon statt. Formulare fotografieren die Anrufer bei Bedarf ab und schicken sie elektronisch an die Integrationslotsen. Diese bieten momentan Hilfe auf Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Georgisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Persisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Somali, Spanisch und Türkisch an. Bei den Sprechstunden arbeitet das Lernmobil eng mit anderen Einrichtungen zusammen. „Heute morgen hat zum Beispiel eine schwangere Rumänin angerufen, die wissen wollte, ob ihr Mann bei der Geburt mit ins Krankenhaus darf. Die Integrationslotsin hat sich dort erkundigt und die Frau dann zurückgerufen“, berichtet Eckert. Die Nachricht lautete: Der Mann darf mit. „Die Frau war richtig erleichtert.“
Rechtliche Fragen
Bei rechtlichen Fragen steht zudem ein speziell geschulter Migrationserstberater als Ansprechpartner bereit. Wenn Anruferinnen von häuslicher Gewalt berichten, wenden sich die Integrationslotsen an das städtische Gleichstellungsbüro.
Um auf ihre Telefonsprechstunden aufmerksam zu machen, haben die Helfer mehrsprachige Plakate entworfen, die sie unter anderem in Sammelunterkünften für Flüchtlinge, im Rathaus und im Sozialzentrum aufgehängt haben. Daneben verweist die Stadt im Rahmen ihrer Aktion „Viernheim hilft“ auf das Angebot des Lernmobils. Unabhängig von den Sprechstunden haben die Integrationslotsen außerdem ein Informationsblatt der Stadt zu Hygiene-Regeln in acht Sprachen übersetzt, das dann an zahlreiche Haushalte verteilt wurde.
© Südhessen Morgen, Donnerstag, 23.04.2020