
01 Sep. Schülerbetreuung in der Lampertheimer Bücherei
LAMPERTHEIM
BILDUNG SCHILLERSCHULE, STADTBÜCHEREI UND LERNMOBIL INTENSIVIEREN ZUSAMMENARBEIT MIT KREISWEIT EINMALIGEM LESEFÖRDERPROJEKT
Schülerbetreuung in der Lampertheimer Bücherei
01. September 2020 Autor: Kevin Schollmaier
Gerd Baltes, Gottfried Störmer und Annette Wunder-Schönung (v.r.) freuen sich über die neue Kooperation.
© Schollmaier
Die Tinte ist trocken – „und jetzt wird’s spannend“, sagt Bürgermeister Gottfried Störmer. Stellvertretend für die Stadtbücherei hat der Rathaus-Chef einen Kooperationsvertrag zwischen der Einrichtung im Haus am Römer, der Schillerschule und deren Schülerbetreuung unterschrieben. Der Viernheimer Verein „Lernmobil“ wird als Träger im „Pakt für den Nachmittag“ künftig regelmäßig mit den Schülern vorbeischauen.
Das Spannende an dem Projekt: Die Verzahnung der städtischen Bibliothek ist – zumindest in dieser festen, vertraglichen Form – einzigartig im Kreis. Das bestätigte auch Daniela Vogel vom Kreisschulamt. „Es ist die erste Vereinbarung dieser Art zwischen einer öffentlichen Bücherei und einer Schule“, so die Unterzeichner. Gleichwohl gibt es in vielen Städten, so auch in der Spargelstadt, bereits lose Verbindungen zwischen den Institutionen. Dem Grundgedanken, Bildungseinrichtungen unterschiedlicher Träger enger miteinander zu vernetzen, soll künftig noch mehr Bedeutung zukommen. „Gemeinwesenorientierung“ nennt Gerd Baltes, Pädagogischer Leiter des Lernmobils, diese Entwicklung. „Toll, dass wir das nun in Lampertheim praktisch umsetzen können“, findet er. So könne man Bildungsinhalte aus der Schule heraus mit Zugriff auf ganz neue Ressourcen
vermitteln. Lampertheim komme mit dem Projekt nun eine Art Vorreiterrolle zu. Die Partnerschaft, betont er, sei keinesfalls nur ein formaler Akt auf dem Vertragspapier. „Wir werden das Projekt auch inhaltlich und konzeptionell ausfüllen“, sagt Baltes. So stellt die Bücherei künftig ihre Medienbestände und Räumlichkeiten als Lernort zur Verfügung. Außerdem wird das Team um Barbara Burkard die Schüler pädagogisch begleiten und insbesondere die „Mediennutzungs- und Recherchekompetenzen“ fördern.
„Das sind äußerst wichtige Fähigkeiten für Schüler“, betont auch Bürgermeister Störmer, der schon bei der Unterzeichnung von einer „gelungenen Kooperation“ spricht. Das Papier hat allerdings zunächst nur eine Gültigkeit über ein Jahr. Danach wolle man „gründlich überprüfen“ und außerwerten, wo Nachjustierungen oder Intensivierungen möglich sind.
Aktuelle Raumnot
Ganz neu ist die Zusammenarbeit zwischen der auch räumlich nahegelegenen Schillerschule und der Bücherei nicht. Seit Jahren nimmt die Grundschule dort am Lesetag teil, das Projekt „total digital“ hat die Bildungspartner in den vergangenen zwei Jahren noch enger zusammengeführt. Geboren ist die Idee aus einem ganz einfachen Problem heraus: „Der Gedanke kommt aus der akuten Raumnot“, berichtet Direktorin Annette Wunder-Schönung. Die Grundschule hat allein weder den Platz noch das Material wie es in der Bibliothek zur Verfügung steht. Nun können die Schillerschüler einen deutlich größeren Medienbestand außerhalb des begrenzten Platzangebots nutzen. Sie dürfen die Bücherei nach Absprache sogar außerhalb der regulären Öffnungszeiten zum Recherchieren und Arbeiten nutzen. Für die Bücherei selbst besteht die Chance, neue, junge Nutzer anzusprechen und diese für die Zukunft zu gewinnen. Die konkrete Ausgestaltung des Projekts soll bis zu den Herbstferien erfolgen. Dass es das Lernmobil mit seiner konzeptionellen Ausarbeitung ernst meint, zeigen mehrere Projekte: Etwa die Etablierung von Lesepaten Anfang der 2000er Jahre oder die Einrichtung des Leseförderzentrums in Viernheim. Besonders als Mittel zur Integration komme der Lesekompetenz eine zentrale Bedeutung zu, sagt Baltes. Auf diesem Weg soll die neue Partnerschaft „ein weiterer Schritt“ sein.
© Südhessen Morgen, Dienstag, 01.09.2020