Neue Sprache verhilft zum Job

Neue Sprache verhilft zum Job

Soziales – Nach der Flucht aus dem Iran kommt die Familie von Maleki Golestani endgültig in der Region an / Umzug nach Lampertheim

Eine schöne Nachricht in schwierigen Zeiten: Manfred Brenner (.) hat Mohammad Maleki Golestani (4.v.l.) in seiner Firma eingestellt. Zum Pressetermin kam der neue Mitarbeiter mit seinen Kindern Niloufar und Arshiya. Außerdem zu sehen sind (v.l.) Selma Emekci, Gerd Baltes, Gerasimoula Grigoraki und Bärbel Schader. © CHRISTINE DIRIGO

Bürstadt. Die Zeit der Langeweile und Isolation ist vorbei: Mohammad Maleki Golestani hat Arbeit gefunden – ein großer Wunsch, wie er unserer Redaktion bei einem Pressetermin Ende Januar berichtete. Geschäftsführer Manfred Brenner war so auf das Schicksal des Iraners und seiner Familie aufmerksam geworden. Und hat ihn direkt in seiner Firma angestellt.

„Der Anstoß kam von meiner Frau Ilona, die meinte, ich solle Kontakt aufnehmen. Das habe ich dann getan und ein Gespräch geführt“, schilderte Brenner. Vor seiner Flucht nach Deutschland hatte Maleki Golestani als Kfz-Mechatroniker gearbeitet. Seit 1. März verdient er sein Geld in Brenners Unternehmen für Fahrzeugtechnik in Mannheim. „Und wir sind auf einem guten Weg, auch wenn es noch ein bisschen dauert und noch einige Hürden zu nehmen sind“, berichtete Maleki Golestanis neuer Arbeitgeber. Bürgermeisterin Bärbel Schader freute sich, dass es der Familie gelungen sei, nicht nur Deutsch zu lernen, sondern darüber hinaus einen Arbeitsplatz für den Vater zu finden. „Die Arbeit ist der Schlüssel, um in Deutschland zu leben, und durch die Sprache passiert Öffnung“, betonte sie. Mit der Ehefrau und den Kindern hatte der Iraner am Familienprogramm des Lernmobils Viernheim teilgenommen. Gemeinsam hatten sie in Bürstadt gelernt und geübt, im Januar fand die Zertifikatsübergabe statt. Ein großer Schritt. Jetzt fehlte vor allem der berufliche

Einstieg – um die Lieben zu versorgen und natürlich auch, um die erworbenen Sprachkenntnisse zu vertiefen. Seit Jahren arbeitet Bürstadt mit dem Lernmobil Viernheim zusammen, unter anderem in den Bereichen Sprache und Bildung oder Aus- und Weiterbildung von Integrationslotsen. Hier konnte Maleki Golestanis Frau Saeideh Farokhi gewonnen werden, die ihren Kurs als Integrationslotsin im Dezember abschließen wird. Sie spricht Farsi, und das wird für die afghanischen Mitbürger gebraucht.

Die 22-jährige Tochter Niloufar Maleki macht eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte und nimmt über das Lernmobil an einem Seminar für Gesundheitscoaching teil. Sohn Arshiya Maleki ist 17 Jahre alt, geht auf die Alfred-Delp-Schule in Lampertheim und macht dort im Sommer seinen Realschulabschluss. Derzeit sucht er nach einer Ausbildungsstelle als Bauzeichner, bisher erfolglos.

Integration eine „große Leistung“

Das Lernmobil feiert in diesem Jahr 35-jähriges Bestehen – von Anfang an unter dem Motto „Integration durch Bildung“, das später viele genutzt haben. Von Kindern bis hin zu
Erwachsenen lernen alle Deutsch, darüber hinaus gibt es weitere Angebote. In Bürstadt finden die Sprachkurse in direkter Nachbarschaft zum Rathaus in dem Räumen von St. Michael statt. „Integration ist eine Leistung, bei der es viel zu bewältigen gilt. Es geht darum, Gesellschaft mitzugestalten“, erklärte Dr. Gerd Baltes, pädagogischer Leiter des Lernmobils. Seine Mitarbeiterin Selma Emekci ergänzte, dass sich Integration für alle lohne. „Aber es setzt einen Willen voraus, um die Möglichkeiten, die es gibt, wahrzunehmen, so wie es Herr Maleki Golestani und Herr Brenner getan haben“, machte sie deutlich.

Maleki Golestani ist auf jeden Fall zufrieden. „Es ist ein guter Arbeitsplatz, es gibt nette Kollegen und eine tolle Aufgabe“, schwärmt er. Demnächst soll er noch andere Bereiche im Unternehmen kennenlernen. Seinen neuen Chef hat das Schicksal der iranischen Familie sehr berührt. „Man kennt viele Geschichten aus den Medien, aber wenn man persönlich mit den Menschen spricht, ist das nochmal ganz anders“, erklärte Brenner. Integration sei auch in Corona-Zeiten möglich ist, betonte die Bürstädter Integrationsbeauftrage Gerasimoula Grigoraki. Die Familie hat sogar schon eine neue Wohnung gefunden, auch wenn die jetzt in Lampertheim liegt.

Christine Dirigo