Begegnung das Ziel der Woche der Vielfalt in Viernheim

Begegnung das Ziel der Woche der Vielfalt in Viernheim

Die Stadt Viernheim sowie zahlreiche mitstreitende Initiativen und Einrichtungen wollen mit der Woche der Vielfalt vom 11. bis 17. September die Gelegenheit zur Begegnung und zum kulturellen Austausch geben

6.9.2022
MARTIN SCHULTE

Ein großes Zelt wird an der Nordseite der Apostelkirche aufgeschlagen, es soll das Zentrum der Woche der Vielfalt bilden. © MARTIN SCHULTE Viernheim. Ja, es gibt sie, die gesellschaftliche, politische, religiöse und sexuelle Vielfalt. Aber immer auch Menschen, die dem zurückhaltend bis kritisch gegenüberstehen. Deshalb muss Vielfalt erklärt, gefördert und gepflegt werden. Wobei Ebenbürtigkeit und Würde des und der jeweils anderen im Zentrum stehen. So lassen sich die Motive der Initiatoren und Akteure der zweiten Woche der Vielfalt vom 11. bis 17. September in Viernheim zusammenfassen. Veranstalter ist die Stadt, die für Montagmorgen zur Pressekonferenz ins Rathaus geladen hatte.

„Vielfalt ist mehr, als nur unterschiedlich zu sein. Ob alt oder jung, verschiedene Religionen und Geschlechter, sexuelle Ausrichtung, ethnische Zugehörigkeit. Mensch ist Mensch.“ Dieses Motto steht auf dem bunten Programm Flyer, der um den Besuch der zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen wirbt. Wobei ein großes Zelt an der Nordseite der Apostelkirche den Mittelpunkt bildet. Für die Veranstaltung wurde eigens eine Homepage eingerichtet: integration-viernheim.de.Bürgermeister Matthias Baaß fühlte sich verpflichtet, die Initiative zu  begründen, wofür er sich der Vergangenheit bediente. Vielfalt habe es schon immer gegeben, aber der Grad der Freiheit, sie zu leben, war ein anderer. In Viernheim, so Baaß, hätten einst nur Katholiken gelebt. Viele Protestanten, die dazukamen, hätten sich dem gesellschaftlichen Druck gebeugt und seien zur katholischen Seite konvertiert. Der Verwaltungschef erinnerte sich an die Schilderung einer Frau, die ihm berichtete, sie als Protestantin hätte das Haus des frisch geehelichten Katholiken nur durch einen Nebeneingang betreten dürfen. Der Haupteingang sei tabu gewesen.

„Glücklich schätzen“
„Wir können uns glücklich schätzen, dass sich das – wie vieles andere – geändert hat“, so Baaß weiter. Heute sei es gut bestellt um die Pluralität in Viernheim. Er sehe in der Frage, wie diese weiterhin positiv zu entwickeln sei, eine Gestaltungsaufgabe nicht zuletzt auch für die Stadt und für ihn als Bürgermeister. Baaß: „Und das heißt, wir müssen die Begegnung der Menschen fördern.“ Die mitstreitenden Akteure schlossen sich dieser Absicht bei der Pressekonferenz unumwunden an. Es hätte den Rahmen der Pressekonferenz gesprengt, auf jede der Veranstaltungen dezidiert einzugehen. Die Akteure trugen eine exemplarische Auswahl vor. Lars Prechtl von der Jugendförderung erläuterte die Zusammenarbeit des Stadtteilbüros
Ost mit der Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) während der Woche der Vielfalt. Etwa seien Schüler aufgefordert, künstlerisch auszudrücken, was sie mit Vielfalterbinden. Lehrer sollten die Ergebnisse nutzen, um mit den Schülern ins Gespräch über ihre Werte und Vorstellungen zu kommen. Die Arbeiten würden am Abschlusstag, Samstag, 17. September, ab 9 Uhr im Zelt auf dem Apostelplatz präsentiert. Weitere Mitmachangebote sind vorgesehen.

Herbert Kohl von der katholischen Kirchengemeinde Viernheim zitierte den österreichisch-israelischen Religionsphilosophen Martin Buber (1878 bis 1965) mit dessen Worten: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ In diesem Sinne biete das Sozialzentrum unter anderem interkulturelles Kochen an. „Kochen ist kommunikativ und verbindet“, so Kohl. Das Kinopolis habe überdies angeboten, 600 Kindern und Jugendlichen die kostenlose Vorführung eines Films zu ermöglichen, der den Begriff Heimat thematisiert.Zudem seien zwei Bänke der Hildegardkirche vor dem Zentrum aufgestellt – dieses Angebot lautet „Talk auf der Kirchenbank“ und lade zum gegenseitigen Austausch ein.

„Verständnis aus Wissen“
Brigitta Eckert vom Lernmobil sagte, es sei eines der Ziele der Einrichtung, Zuwanderung zu gestalten. „Wir müssen über Wissen das Verständnis fördern“, postulierte sie. Und gab ein verblüffendes Beispiel: „Wir bieten Zuwanderern Sprachkurse in Viernheimerisch an. Die Menschen müssen sich doch verstehen können.“ Sie spreche schließlich auch ihren gelernten Dialekt, sagte die Saarländerin. Gerd Baltes (Lernmobil und Forum der Religionen) lud zum Besuch der Koran-Ausstellung (wir berichteten) ein.