
25 Sep. Selbstwirksamkeit stärken als Ziel
Besuch von Dr. Josefine Koebe, Mitglied des Hessischen Landtags und Generalsekretärin der SPD Hessen, im Lernmobil Viernheim e.V.
Anlass für die Einladung der Landtagsabgeordneten ins Lernmobil war die bundesweite Aktionswoche, in der auf die geplanten Budgetkürzungen im Bereich der Migrationsdienste aufmerksam gemacht wurde. Die in Bensheim lebende Landtagsabgeordnete Koebe kam gerne, um das Lernmobil kennenzulernen. Die Gründer*innen des Lernmobils, Dr. Brigitta Eckert und Dr. Gerd Baltes zeichneten die Geschichte des Vereins nach – von einem Angebot für wenige Schüler*innen in Waggons im T.i.B. 1985 bis hin zu 339 Beschäftigten heute. Frau Dr. Koebe lernte das breite Portfolio des Lernmobil kennen: den Bereich der Schülerbetreuung an neun Schulen im Kreis Bergstraße (1.300 Kinder), über den Bereich „Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration“ mit über 900 Teilnehmenden bis hin zum Bereich „Vielfalt“, zu dem nicht nur die Integrationslots*innen (43), die Asylverfahrensberatung (seit 2023) und die Migrationsberatung für Erwachsene (seit 2005) gehören, sondern auch Projekte wie das Leseförderzentrum oder „ViernheimConnected“. Mit am Tisch saßen außerdem Peter Lichtenthäler (Vorstandsmitglied Lernmobil), Dr. Oxana Berduta (Leitung Bereich „Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration“) und Tina Koch (Leitung Bereich „Vielfalt“).
Für 2025 sind statt einer nachhaltigen und bedarfsgerechten Förderung Kürzungen des bereits knappen Budgets sowohl im Bereich der Sprachkurse (eine Reduzierung um 50 %) als auch bei den Migrationsdiensten geplant. Dadurch sind diese – auch für den Kreis Bergstraße – extrem wichtige und dringend benötigten Angebote bedroht.
Alle waren sich einig: Die Kürzung der Sprachkursangebote und der Beratungsdienste haben unübersehbare Folgen für unser Sozialsystem. Denn, der Erwerb der deutschen Sprache ist die Voraussetzung für einen qualifizierten Arbeitsplatz, für die Begleitung der Kinder in Kita und Schule sowie für die Beteiligung im Gemeinwesen.
Aber im Gespräch standen nicht nur die Kürzungen im Mittelpunkt, sondern es wurde auch über Gestaltungsmöglichkeiten im Kontext Arbeitsmarktintegration und Demokratie diskutiert. So beispielsweise das Pilotprojekt des Lernmobil „Rein in die Arbeit“. Beteiligt an dem Pilotprojekt sind neben dem Lernmobil Neue Wege Kreis Bergstraße und die Stadt Viernheim. Dieses Projekt zielt darauf ab, Menschen aus den Integrationskursen während der Dauer der Sprachkurse bei der Anerkennung ihrer Schul- und beruflichen Abschlüsse zu unterstützen und mit ihnen eine Wegeplan für einen Berufsstart zu erstellen. Nun gilt es, eine Finanzierung für dieses Projekt zu finden und es zu verstetigen.
Eine weitere gemeinsame Vision, die bei dem Austausch erörtert wurde, ist die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Selbstwirksamkeit jedes einzelnen Mitglieds der Gesellschaft. Auch Viernheim und jede Kommune im Kreis stehen vor sozialen Herausforderungen und es ist wichtig, Teilhabe für alle und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und den Mehrwert einer vielfältigen Gesellschaft herauszustellen. Hier stellte das Lernmobil ein Projekt vor, dass genau diese Ziele verfolgt. Frau Dr. Eckert resümierte: „Arbeitsmarktintegration, gesellschaftliche Verantwortung und Teilhabemöglichkeiten an der Gestaltung der Kommune sowie des gesellschaftlichen Umfeldes – das sind die Säulen unserer Demokratie.“
Alle Beteiligten beschlossen, über die Umsetzung dieser Ziele weiter im Gespräch zu bleiben.
Bild: Vor dem Stiftungshaus in der Viernheimer Innenstadt, v.l. Dr. Brigitta Eckert, Dr. Josefine Koebe, Dr. Gerd Baltes, Tina Koch, Dr. Oxana Berduta, Peter Lichtenthäler