Viernheimer Forum der Religionen

Viernheimer Forum der Religionen – Interreligiöser Dialog

Das Viernheimer Forum der Religionen ist aus dem Beteiligungsforum „Wir sind alle Viernheimer“ entstanden. Daraus entwickelte sich eine Steuerungsgruppe für den Interreligiösen Dialog aus Vertreter*innen der christlichen, islamischen und jüdischen Gemeinden Viernheims. Das Forum steht jedoch auch offen für die Beteiligung von Menschen anderer Religionsgemeinschaften.

Der Interreligiöse Dialog ist eines der Handlungsfelder des Vielfalts- und Integrationskonzepts der Stadt Viernheim unter dem Vorsitz des Bürgermeisters. Leitung und Steuerung des Forums wurden von der Stadt Viernheim dem Verein Lernmobil e.V. übertragen.

Auftrag und Ziel des Forums ist die gemeinsame Arbeit an einer friedlichen und gedeihlichen Zusammenarbeit der verschiedenen Religionsgruppen im Gemeinwesen (auch als Beitrag zur interkulturellen Öffnung des Gemeinwesens). In ihrer Funktion als Multiplikator in den jeweiligen Gemeinden verfolgt die Steuerungsgruppe folgende Ziele:

Beitrag zum gegenseitigen Verständnis, zum Wissensaustausch, Suche nach gemeinsamen Lösungen bei anstehenden Problemen, Förderung von Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen im Gemeinwesen.

 

Auftrag, Ziele und Struktur des Viernheimer Forums der Religionen

Warum brauchen wir einen interreligiösen Dialog?

Wir leben in einer globalisierten Welt, nicht nur in der vernetzten Welt des Internets und wirtschaftlicher Verflechtungen, sondern ganz konkret vor unserer Haustür mit seit Jahrzehnten zugewanderten Arbeitsmigrant*innen, die längst in Viernheim und Umgebung ihre Heimat für sich und ihre Familien gefunden haben. Mit den verschiedenen Fluchtwellen der letzten Jahre kamen weitere Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund nach Deutschland, um zu bleiben und um sich zu integrieren.

Diese Menschen brachten auch ihre Religion mit hierher. In einer Lebensphase der „Entwurzelung“ sehen sie ihre jeweilige Religion als Sinn stiftenden Anker: ihre Religion stützt, tröstet und begleitet Millionen Menschen in unserem Land. Dadurch ist zu beobachten, dass einerseits das Spektrum der christlichen Religion erweitert wurde, z.B. durch christliche Einwanderer aus Osteuropa. Andererseits wurden Religionen, die hier einst kaum vertreten waren, in unserer Nachbarschaft heimisch, besonders der Islam, der Buddhismus u.a. Auch das Judentum hat nach seiner Fast-Auslöschung im Holocaust durch Zuwanderung eine kleine Renaissance in Deutschland erlebt. Diese neue Religionsvielfalt wird nicht nur als Bereicherung erlebt, sondern sie führt auch zu Verunsicherung und Ängsten. Häufig bestimmen Vorurteile und Klischees den Umgang mit den „fremden“ Religionen und führen zu emotional geführten Debatten. Diese Entwicklung kann von Konflikten begleitet werden, gerade, wenn das Thema Religion für einen Teil der Bevölkerung immer fremder wird. Denn es ist zusätzlich verstärkt zu beobachten, dass der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte bewirkt hat, dass Deutschland mit seiner autochthonen Bevölkerung immer säkularer wird. Die abnehmenden Mitglieder- und Kirchenbesuchszahlen sind dafür ein deutlicher Beleg.

Dennoch ist unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren zunehmend multireligiös geworden. Ein Dialog zwischen den Glaubensrichtungen – unter Einbeziehung des nichtreligiösen Teils der Gesellschaft – ist unabdingbar: „Er ist das Gebot der Stunde“, so steht es in einer Verlautbarung der Erzdiözese München-Freising. Unsere Gesellschaft braucht Religionen. Sie braucht ihre Wirkkräfte und sie braucht religiöse Toleranz. Es entspricht unserem Grundverständnis, dass Menschenwürde, Menschenrechte und damit Religionsfreiheit den Gläubigen aller Religionen zustehen. Gegenseitiger Respekt und die Absage an jegliche Form von Gewalt zum Erreichen religiöser Zwecke sind Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in unserer zunehmend pluralen Gesellschaft und den Frieden zwischen Völkern, Kulturen und Religionen. Diese Voraussetzungen zu erhalten, ist Aufgabe aller, gerade auch der Religionen und somit auch die des interreligiösen Dialogs.

Grundlagen des Interreligiösen Dialogs in Viernheim

Die zunehmende Heterogenisierung und Pluralisierung des Gemeinwesens durch Migration und Zuwanderung als Gestaltungsaufgabe wurde von der Stadt Viernheim früh erkannt. Das Leitbild der Kommune für das „Interkulturelle Zusammenleben in Viernheim“ wurde Anfang der 2000er Jahre entsprechend formuliert: „Die Stadt Viernheim will Verantwortung tragen für eine konstruktive Gestaltung des Interkulturellen Lebens, d.h. die Stadt sorgt sich im Zusammenleben von Deutschen und Nichtdeutschen in allen Lebensbereichen für solche Rahmenbedingungen, die das friedliche Miteinander und das gegenseitige Verständnis und Aufeinander zugehen fördern“.

Ausgangspunkt zur Etablierung des Interreligiösen Dialogs war ein Workshop des Viernheimer Beteiligungsforums „Wir sind alle Viernheimer“ vom November 2014 unter dem Arbeitstitel: „Religion und Tradition“. Im Anschluss daran wurde im Herbst 2015 die Auftaktveranstaltung „Interreligiöser Dialog“ durchgeführt. Im Workshop vom Oktober 2016 wurde die inhaltliche Leitung und Steuerung des Interreligiösen Dialogs dem Verein Lernmobil e.V. durch die Stadt Viernheim übertragen. Dabei wurden die Erwartungen an den Dialog, die Haltung der Teilnehmenden und Grundlagen des Umgangs miteinander, die künftige Struktur des Dialogs besprochen sowie die ersten Ziele festgelegt.

Strukturen des „Viernheimer Forums der Religionen“

Nach Abschluss der verschiedenen Workshops zu Thema „Interreligiöser Dialog“ etablierte sich eine sogenannte „Steuergruppe“ als Planungsgruppe. Sie setzt sich zusammen aus Vertretern der christlichen, muslimischen Gemeinden sowie des Jüdischen Kulturvereins Viernheims. Weiterhin engagieren sich dabei interessierte Bürger*innen der Stadt. Die Teilnehmer*innen verstehen sich als Multiplikator*innen in die jeweiligen Gemeinden hinein. Als „Viernheimer Forum der Religionen“ trifft sich die Gruppe in regelmäßigem Abstand, abwechselnd in Räumen der beteiligten Gemeinden.

Das Forum versteht sich nicht als abgeschlossene Gruppe, sie ist offen für die Beteiligung der verschiedenen Religionsgruppen in Viernheim. Einmal im Jahr findet auf einem Planungswochenende die Reflexion des vergangenen Jahres statt sowie die Planung für kommende Aktivitäten. Die Teilnehmer*innen sind ehrenamtlich tätig, die Stadt Viernheim unterstützt das Forum mit finanziellen Mitteln zur Herstellung von Flyern und anderem Werbematerial oder bei den Druckkosten des „Interreligiösen Kalenders“.

Die Steuergruppe des „Viernheimer Forums der Religionen“:

Von links: Daniel Benz, Abdulkerim Balci, Herbert Kempf, Christina Feifer, Erika Hofmann, Pfr. Markus Eichler, Nina Mayer-Kotlenga, Selma Emekci, Sevim Durna, Ceyhan Uslu, Jürgen Gutperle, Dr. Gerd Baltes. Es fehlen: Mykhaylo Kotlyarsky, Kai Schneider, Gürbiz Solak

Selbstverständnis und Auftrag des Viernheimer Forums der Religionen

Auf dem 1. Workshop des sich im Oktober 2016 formierten Forums wurden die Grundhaltungen und die Basis der angestrebten Zusammenarbeit erarbeitet und formuliert:

  • Der Interreligiöse Dialog ist für das Forum keine rein theologische Angelegenheit von religiösen WWürdenträger*innen, sondern ein gesellschaftliches Projekt, dessen Ziel ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ist.
  • Das Forum bietet sich ebenso als Ansprechpartner für den institutionellen Dialog mit Organisationen, Kommissionen und Beauftragten für interreligiöse Beziehungen an.
  • Das Forum fördert den Dialog des Lebens im Alltag der Menschen, indem es in der Nachbarschaft zu Kontakten und Begegnungen kommt. Es sollen dadurch Ängste in der Viernheimer Gesellschaft, die tatsächlich greifbar sind, abgebaut und gleichzeitig Vertrauen aufgebaut werden. Dies soll besonders durch gemeinsame Feiern, Projekte und Öffnungen der jeweiligen Gemeinden geschehen.
  • Der Dialog soll ein Beispiel sein für respektvolles Miteinander, für Toleranz, die von Respekt in der Anerkennung des Anderen (Ambiguität) getragen wird.

Der Dialog hat beizutragen zu(r)

  • gegenseitigem Verstehen
  • gemeinsamen Aktionen zum Wohl der Menschen und
  • Förderung von Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen

Es geht um

  • Kennenlernen
  • Wissensaustausch
  • Abbau von Ängsten, denn Angst ist Auslöser von Ablehnung
  • Suche nach gemeinsamen Lösungen bei anstehenden Problemen und um Lebenserfahrungen zu erweitern

Als wichtigste Grundhaltungen gelten:

  • keine Mission untereinander, es wird kein Synkretismus angestrebt
  • der Dialog hat vielmehr immer der gegenseitigen Verständigung, dem Aufbau von Vertrauen, dem Abbau von Unkenntnissen, Vorurteilen und Ängsten zu dienen
  • lernen, mit Unterschieden produktiv umzugehen

Aus dieser Haltung kann und soll die Entwicklung von Feldern gemeinsamen Handelns auf der Basis gemeinsamer Werteüberzeugungen erfolgen. Zudem ist es Ziel, gemeinsam an der friedlichen Gestaltung unseres Gemeinwesens zu arbeiten. Es geht im Dialog daher nicht nur darum, das jeweils andere zu verstehen und zu respektieren, sondern auch das Eigene mit den Augen der Anderen neu zu sehen. Oder wie der jüdische Philosoph Emmanuel Levinas meint: „Es geht darum, sich selbst durch den Anderen kennenzulernen.“

Chronologie der Entwicklung des

Interreligiösen Dialogs in Viernheim

Hier downloaden >>

Veranstaltungen und Aktionen

Vergangene:

Vortrag von Prof. em. Dr. Hartmut Bobzin
Wie soll man den Koran übersetzen?
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Aktuelle:

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Miradsch – Die Himmelsreise des Propheten Mohammed

Interreligiöser Kalender

Forum der Religionen – Interreligiöser Kalender

Kurzbeschreibung christlicher Feiertage

Kurzbeschreibung jüdischer Feiertage

Kurzbeschreibung muslimischer Feiertage

Rückblick

Forum der Religionen – Rückblick 2019

Forum der Religionen – Rückblick 2020

Presseberichte

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Ansprechpartner

Dr. Gerd Baltes

Friedrich-Ebert-Str. 8

68519 Viernheim

0 62 04/980 91 64

baltes@lernmobil-viernheim.de

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